Rede zur 120-Jahr-Feier

Liebe Mitglieder der Abteilung Radsport, liebe Gäste!

 

Auch wenn ich schon viele einzeln begrüßen durfte, an dieser Stelle noch einmal ein herzliches Willkommen zu unserer heutigen Festveranstaltung anlässlich des 120-jährigen Bestehens vom BSC Süd 05, insbesondere der Radsportabteilung. 

 

Besonders freue ich mich, dass alle eingeladenen Vertreter der verschiedenen Institutionen des öffentlichen Lebens unserer Einladung gefolgt sind. Sie werde ich im Laufe des Abends noch persönlich vorstellen und sie werden zum Teil hier auch noch das Wort ergreifen.

 

Bei zwei Personen möchte ich allerdings eine Ausnahme machen und bereits jetzt vorstellen. Ich freue mich die Beigeordnete Frau Alexandra Adel begrüßen zu dürfen – herzlich willkommen!   Beifall … 

 

Sie ist für die Fachbereiche Jugend und Soziales, Schule und Sport sowie Eigenbetrieb Schwimm- und Erlebnisbad verantwortlich. Diese komplexe Bezeichnung der Zuständigkeiten wollte ich natürlich nicht verschweigen!

 

Weniger spektakulär geht es weiter mit der 2. Person - aber für den heutigen Abend äußerst wichtig. Ich freue mich, dass wir den in der Stadt völlig unbekannten DJ Tim Blankenhorn gewinnen konnte.

 

So jetzt geht es aber los, damit pünktlich das Buffet eröffnet werden kann! 

 

Zunächst ein paar Worte zur Historie des Vereins, der am 13. Oktober 1905 gegründet wurde. Sind wir bisher immer davon ausgegangen, dass die Radsportler mit zu den Gründungsmitgliedern des Vereins zählten, so fanden sich bis dato keine nachweisbaren Belege. Fakt ist aber, dass der Radsport hier in der Stadt Brandenburg schon 1905 eine große Rolle gespielt hatte. In den Aufzeichnungen des Chronisten Dr. Fritz Baars ist sogar nachzulesen, dass es nachweislich seit 1883 den organisierten Radsport in der Stadt gab. 

 

Um aber meine Ausführungen im zeitlichen Rahmen zu halten, verweise ich auf die Kurzzusammenfassung der 110-jährigen Chronik. Diese kann auf unserer Homepage nachgelesen werden. Deshalb werde ich mich auf die Tradition der Radsport-Abteilung beschränken, die von Namen geprägt wurde, welche noch gut bekannt sind und zum Teil auch heute Abend in diesem Saal sitzen. Darüber können wir sehr stolz sein.

 

Ja, die Stadt Brandenburg hat Radsport-Tradition. Und nicht umsonst wurde schon gleich nach dem Ende des 2. Weltkrieges damit begonnen, auf unserem Vereinsgelände dem Werner-Seelenbinder-Sportplatz eine Radrennbahn zu bauen, welche am 16. September 1951 unter dem Beifall von 8.000 Zuschauern eingeweiht wurde. 

 

An diesem Tag gab sich die gesamte DDR-Spitzenklasse die Klinke in die Hand. Und das sicherlich nicht nur, weil damals 400 Sporttauben aufsteigen sollten, um die Kunde von der Geburt dieser neuen Sportstätte hinauszutragen. 

 

Und, auch das sollte nicht verschwiegen werden. Im gleichen Jahr der Radrennbahn-Eröffnung wurde am 20. Februar 1951 die Sportgemeinschaft, in der Brielower Straße, in BSG Motor Süd Brandenburg umbenannt.

 

In den nächsten Jahren waren dann die Brandenburger Erwin Rüdiger/Erich Peter und in den 60er Jahren Namen wie Christian Petersen erfolgreiche Botschafter der Stadt. 1968 krönte unser heutiges Ehrenmitglied Christian Petersen mit seinem Partner Jürgen Schütze vom Dynamo Berlin, seine sportliche Laufbahn mit dem Junioren-Europameistertitel im Bahntandem. Dem folgte im gleichen Jahr auf der Radrennbahn Leipzig der DDR-Meistertitel!

 

Nach Beendigung seiner aktiven Laufbahn beim ASK Leipzig kehrte er wieder nach Brandenburg zurück. Auf Grund seiner nationalen und internationalen Erfahrungen wurde die BSG Motor Süd zum Landestrainingszentrum und unser Christian als Leiter berufen. Ihm standen als Stellvertreter mehrere Jahre Michael Schiffel und als Trainer Bernhard Jung (für die Kinder) und Ronald Bertz (für die Jugend) zur Seite. 

 

Hier wurden Talente wie Dorian Marquardt, Ullus Kabelitz, Reinhard Jung, Wolfgang Wittchen, Michael Ballerstein und Cedryk Riess gesichtet und gefördert, um nur einige zu nennen, die heute auch anwesend sind. 

 

Aus der erfolgreichen Trainertätigkeit resultierten mit den genannten Sportlern nicht nur regionale Radsporterfolge in den 80er Jahren, sie brachten es mit dem letztgenannten Cedryk Riess sogar bis zum Junioren-DDR-Meister im Straßenradsport. Und 1987 wurde die Arbeit mit der Delegierung zum ASK Frankfurt/Oder gekrönt.

 

Jetzt folgte die Wendezeit mit den vielen Fragezeichen, wie es sportlich weitergehen wird.

 

Doch liebe Gäste, nicht erst die Wende machte vieles kaputt, was über Jahre aufgebaut wurde. Nein, der Radsport in der Stadt Brandenburg bekam schon die ersten Risse mit den Entscheidungen zur Radrennbahn. Sicherlich konnte die Radrennbahn seit 1976 nicht mehr für Wettkämpfe genutzt werden, da es über viele Jahre der Flickschusterei kaum noch möglich war, ohne eine drohende Reifenpanne darauf zu fahren. 

 

Aber inzwischen waren finanzielle Mittel vorhanden und die Genehmigungen aus Potsdam lagen vor, um ein Stück Tradition des Radsports zu retten. Mit Unverständnis musste zur Kenntnis genommen werden, dass die damaligen Verantwortlichen in der Stadt sich für einen Abriss der Bahn entschieden hatten. Das geschah dann auch über mehrere Jahre. Die Geschichte der Radrennbahn auf dem Werner-Seelenbinder-Sportplatz endete letztlich im Jahre 1985!

 

Über die Wendezeit leitete Dorian Marquardt bis 1993 die Sparte Radsport des wieder in BSC Süd 05 umbenannten Vereins. Er stellte auch die Verbindung zu unserem Partnerverein dem Radsportclub aus Kaiserslautern her. Mit dem Clubchef Theo Augstein und seinen Radrennern entwickelte sich eine freundschaftliche Beziehung, welche ihren jährlichen Höhepunkt mit der Teilnahme an der internationalen Radsportwoche in Gabicce Mare in Italien fand. Heute ist Theo einer unserer drei Ehrenmitglieder und er wäre liebend gern heute Abend dabei gewesen. Aber eine schwere Krankheit seiner Frau Moni durchkreuzte das Vorhaben. Lieber Theo, da ich weiß, dass du unsere Veranstaltung per Facetime verfolgst, von uns allen hier die besten Grüße und Wünsche nach Kaiserslautern!

 

Leider beschloss 2021 die Mitgliederversammlung vom RSC Kaiserslautern den 1950 gegründeten Verein aufzulösen.

 

Nach einem kurzen Intermezzo von Torsten Lehnhardt übernahm Heinz Schmück 1994, bis zu seinem Tod im Mai 1999 die Geschicke der Radsportler. Das Sitzungsprotokoll zur Mitgliederversammlung vom 10. September 1999 weist dann Ronald Bertz und Kerstin Winzker als neues Führungsduo aus. Leider verstarb Kerstin viel zu früh an einer schweren Krankheit bereits im März 2006.

 

Aber noch ein interessanter Aspekt wurde im Protokoll unter dem Tagungsordnungspunkt 2 dokumentiert, ich zitiere:

 

„Rücksprachen mit dem Sportfreund Märzke ergaben, dass es keinerlei Festlegungen gibt, Veränderungen in der Aufteilung der Vereinsräume vorzunehmen. Die Sparte Radsport stellt bei Heimspielen den Fußballern seinen Vereinsraum z.B. für die Pressearbeit zur Verfügung.“

 

Warum weise ich explizit darauf hin. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Sparte Radsport nur noch 12 Mitglieder und der weitere Abwärtstrend war kaum aufzuhalten, da insbesondere finanzielle Mittel, durch ausbleibende Sponsoren fehlten. Das merkten natürlich auch die Verantwortlichen bei den Fußballern und ihre Bestrebungen zielten darauf ab unsere Räume zu bekommen.

 

Nach einigen Jahren war es dann leider doch soweit. Obwohl 2007 mit dem PZF in Barnewitz wieder ein kleines Licht am Horizont aufleuchtete, mit dem die Radsportler auf sich aufmerksam machten, musste man sich schließlich im Jahre 2008 schweren Herzens vom Versammlungsraum und der Mechanikerwerkstatt trennen und diese an die Fußballer übergeben.

 

Zu diesem Zeitpunkt hatte die Sparte Radsport keine 10 Mitglieder mehr und konnte somit die Unterhaltungskosten der Räume finanziell nicht mehr stemmen. Dies war die letzte Zäsur in der abwärts verlaufenden Nachwendezeit.

 

Im gleichen Jahr fand auch eine Mitgliederversammlung statt, wo über die Auflösung der Sparte abgestimmt werden sollte. Dem stellten sich Ronald Bertz, Chr. Petersen und Christian Fauth entgegen. Insbesondere Christian F. übernahm als neuer Leiter der noch übriggebliebenen Rennradsportler Verantwortung. Unter seiner Leitung konnte die drohende Auflösung abgewendet und der Mitgliederschwund gestoppt werden.

 

Sogar ein weiteres Rennen unter der Eigenregie vom BSC Süd 05 wurde 2010 mit wenigen Mitgliedern ins Leben gerufen. Es war das noch heute existierende Rundstreckenrennen „Rund um den alten Weber“.

 

Nach einem recht turbulenten Jahr 2014, mit Rücktritten und wechselnden Verantwortlichkeiten im Vorstand, musste aus gegebenem Anlass eine außerplanmäßige Wahlversammlung über einen neuen Vorstand der Abteilung Radsport entscheiden. Diese Wahl fand am 10. Januar 2015 statt. Daran nahmen inzwischen wieder 15 Mitglieder teil und in deren Ergebnis übernahm Henry Bertz die Funktion als Abteilungsleiter.

 

Unter seiner Leitung fand noch im gleichen Jahr, am 27. September 2015, das 1. Kotzener EZF, damals noch als BZF ausgeschrieben, statt. Somit organisierten die Südler inzwischen jährlich 3 Radrennen für den Breitensport. 

 

Natürlich haben Erfolge immer viele Väter. Deshalb an dieser Stelle ein besonderer Dank an unsere Mitglieder, stellvertretend seien hier Bernd Leyrer, Roland Buchholz, Dirk Falkenhagen, Christian Fauth, Björn Götze, Ralf Hoffmann, Erik Lehnhardt und David Müller-Scheibel genannt. Aber auch Unterstützer wie Johanna Müller, mit ihrer damaligen Gaststätte in Rhinsmühlen sollen nicht unerwähnt bleiben. Sie waren und sind immer da, wenn Hilfe gebraucht wird!

 

Aber liebe Gäste, auch wenn sich in den Folgejahren die Mitgliederzahlen stabilisierten und nach oben gingen, 2019 waren es bereits wieder 38 Mitglieder, so hatten wir trotzdem ein riesiges Problem – nämlich ein Nachwuchsproblem. 

 

Der Altersdurchschnitt in der Abteilung Radsport schwankte stets um die 50 Jahre und wir taten uns in der Leitung schwer damit dieses Problem in Angriff zu nehmen. Nicht zuletzt, weil unser Sport im öffentlichen Bereich stattfindet und die alten Hasen nur zu gut wissen, welche Verantwortung da auf den Verein zukommen würde. Und natürlich nicht zu vergessen, die fehlenden Räumlichkeiten, die nicht vorhandenen finanziellen Mittel usw. So ließen sich die fehlenden Rahmenbedingungen noch weiter fortführen.

 

Dann nahm im Februar 2023 Detlef Uhlig, damals und heute wieder Vizepräsident Straßenradsport beim BRV, an einer Vorstandssitzung unserer Radsportabteilung teil und erzählte ganz beiläufig, dass der Verband eine hauptamtliche Trainerstelle für Kinder der 1. Förderphase ausgeschrieben hat – Einsatzgebiet die Stadt Brandenburg. 

 

Nach langem Zögern hatten wir uns entschlossen, oder besser, hatte sich ein Sportfreund aus unseren Reihen entschlossen, sich um die Stelle zu bewerben. Aus Datenschutzgründen darf ich natürlich diesen Namen hier nicht nennen. 

 

Mit dem Aufbau einer Kinderabteilung hatten die Radsportler des BSC Süd 05 endlich die Chance, für die Zukunft besser aufgestellt zu sein. 

 

Am 1. September 2023 startete dann das Projekt „Kinderleistungsstützpunkt“, zunächst ohne Rennräder und irgendwelchen Räumlichkeiten. Die Rahmenbedingungen waren also alles andere als ideal und so musste zunächst der Parkplatz am Beetzsee-Center, der Krugpark oder der Gördenwald für die ersten Trainingswochen der anfänglich 5 Kinder genutzt werden.

 

Zum Glück war diese Situation nur von kurzer Dauer, da das Sportamt der Stadtverwaltung und der Stadtsportbund sich ins Zeug legte, um uns schnell zu helfen. So wurde uns noch im Oktober 2023, ein von der Verkehrserziehung genutzter Klassenraum in der Buschschule zugewiesen, um zumindest in der kalten Jahreszeit mit einem Dach über den Kopf auf der Rolle trainieren zu können. Zusätzlich besteht einmal in der Woche die Möglichkeit die Sporthalle der Schule zu nutzen und an jedem Trainingstag können die Kinder im Verkehrsgarten ihre Fähigkeiten zeigen.

 

Weiterhin wurde uns ein Raum im Erdgeschoß zur Nutzung übergeben. Allerdings konnte dieser erst nach einer umfangreichen baulichen Sanierung genutzt werden. Die entstandenen Kosten von rund 5.000 Euro wurden zunächst von der Radsport-Abteilung alleine gestemmt. 

 

Und um den künftigen Trainingsraum auch mit Inhalt, sprich Rollentrainer, Rennrädern, Fitnessgeräte usw. füllen zu können, dafür hatten wir einfach nicht die erforderlichen finanziellen Mittel. Deshalb an dieser Stelle ein großes Dankeschön an das Sportamt der Stadtverwaltung und insbesondere an den Brandenburgischen Radsportverband, der in Zusammenarbeit mit dem Landessportbund in den letzten 2 Jahren rund 20.000 Euro Fördermittel für den Aufbau der Kinderabteilung zur Verfügung stellte.

 

Inzwischen haben wir uns mit der großartigen Unterstützung von Sponsoren einen Begleitbus anschaffen und einen schicken Trainingsraum herrichten können, der je Kurs für 10 Sportler ausgelegt ist und am 21. März 2024 offiziell eingeweiht wurde. 

 

Aktuell haben wir im Trainingsbetrieb 15 Kinder in Brandenburg und 3 Kinder in Templin. Es ist also noch etwas Luft nach oben vorhanden, deshalb dürfen sich gerne noch weitere talentierte Mädchen und Jungen zum Schnupperkurs beim Kinderleistungsstützpunkt Radsport melden.

 

Abschließend möchte ich noch einmal zusammenfassend feststellen, dass die Abteilung Radsport mit aktuell 63 Mitgliedern und 3 Ehrenmitglieder sich wieder im Breitensport etablieren konnte und in der Öffentlichkeit vermehrt wahrgenommen wird. Und das nicht nur durch die gute Organisation und Durchführung des inzwischen 16. Rundstreckenrennen „Rund um den alten Weber“, dem 11. Kotzener EZF und dem 19. Barnewitzer PZF, sondern auch durch diverse radsportliche Erfolge unserer Mitglieder auf regionaler und überregionaler Ebene. Selbst die Kinder vom noch jungen Landesstützpunkt Radsport, wie wir uns seit dem 1. Januar 2025 offiziell nennen dürfen, konnten schon erste Achtungserfolge bei den Rennen im Land Brandenburg erzielen. Aber dazu noch diverse Anmerkungen im Laufe der heutigen Ehrungen. 

 

Zunächst darf ich mich für die Aufmerksamkeit recht herzlich bedanken!